Hinter der Barriere

Erzählungen

Coverfoto: ©Michael Dürr

sie verbringe die meiste zeit hinter der barriere. sie müsse, um an ihren arbeitsplatz zu gelangen mehrere schleusen passieren, um keine keime oder erreger ein- oder auszuschleppen. die arbeit in dem forschungszentrum mache ihr freude, sagt sie. einmal hätte sie sich sogar verliebt, während einer laufenden untersuchungsreihe, in einen kollegen, hinter der barriere. diese beziehung wäre aber nach kurzer zeit schon wieder in die brüche gegangen. – mittlerweile wären ihr die laborratten, mit denen sie arbeite, näher als die menschen, sagt sie.

In 62 kurzen bösen Prosastücken portraitiert Paul Divjak kleine Gauner, Verlierer, Aussteiger, Polizisten, Nachwuchspolitiker und Museumsdirektoren. Er erzählt von Menschen, die aufbrechen, um den berühmten anderen Zustand zu finden, von Handelsreisenden in Sachen schnelles Glück und von anderen, die einfach von den hiesigen Zuständen flüchten, den Boden verlieren, in die Luft gehen, sich auflösen. Es sind lakonisch reduzierte Katastrophengeschichten, bisweilen kleine Dramolette. Fragmente des Alltags aus einem erweiterten Europa verdichten sich zu einem narrativen Mikrokosmos, zu einer Bestandsaufnahme aktueller Lebensentwürfe.

Geplatzte Hoffnungen, trügerische Idyllen – hochartifizielle Kolportagen im besten Sinn!

Ritter Verlag
Hardcover, Schutzumschlag
ISBN: 978-3-85415-395-5



Gespannte Gesichter und Die Trauer in den Fingerspitzen

Bemerkungen zu zwei Phänomenen

Divjak. Cover. Hollitzer 2020Vergänglichkeit und Tod bleiben selbst in der hochtechnologischen Aufgerüstetheit unserer Kultur das Gewaltige, das Drohende – der individuelle, bisweilen gemeinsame Feind. Den Zeichen des Alterns soll vorgebeugt werden, gegen Falten als sichtbare Spuren der Zeit angekämpft werden: Glätte gilt als attraktiv und erstrebenswert.

Mit Gespannte Gesichter erkundet Paul Divjak die Wahrnehmung des mediatisierten Gesichts nach dem schönheitschirurgischen Eingriff.
Die Trauer in den Fingerspitzen folgt den Repräsentationen des Todes und Ausdrucksformen von Trauer, Gedenken und Erinnern in der digitalisierten Gesellschaft und sorgt dabei für unerwartete Wiederbegegnungen mit längst vergessen geglaubten Kulturmustern.

Essay, Hollitzer Verlag
136 S., 11,5 x 18 cm, Hardcover

“Gespannte Gesichter und: Die Trauer in den Fingerspitzen” bestellen bei: Beck Shop, Thalia, Amazon, orellfüssli


Rebranding flugschrift

Literatur als Kunstform & Theorie No 22 - Paul Divjak

©Paul Divjak - Rebranding flugschrift

Mit Rebranding flugschrift greift der Autor und Künstler Paul Divjak das Thema von Marke und Wiedererkennbarkeit in der Konsumwelt auf. Er verschneidet den Warencharakter einer Literatur- und Kunstpublikation mit globalen (Firmen-) Identitäten und spielt mit Irritationen und Erwartungshaltungen: Kunstworte (Anagrammbildungen zwischen Sinn und Unsinn) treffen auf Farbmarken, kreieren titelmotivische Images und legen Assoziationen nahe. Ergänzt wird dies um eine Textcollage literaturgeschichtlicher Verweise, in denen paradigmatisch das Wort flugschrift auftaucht.

flugschrift publiziert vorzugsweise Texte einer AutorInnenschaft im Grenzbereich zwischen Literatur, Kunst und Theorie, die Selbstreflexion – Konstruktion und Dekonstruktion polyloger Weltreferenzen – im Kontext einer sich ständig verändernden hypertrophen Sprach-Wirklichkeit als Notwendigkeit erachtet.

Konzeption: Dieter Sperl, Barbara Zwiefelhofer
Grafik: Dominik Hruza

Rebranding flugschrift / Literaturhaus Wien
flugschrift.at


In der grauen Lagune

Kompendium

Ich habe es im Leben bisher noch nicht zu einem schönen Sofa gebracht. Keine Ahnung, warum mir das jetzt einfällt. Vielleicht brauche ich in manchem länger, um einen Gedanken zu formulieren. Vielleicht brauche ich an einem Tag zwanzig Sätze. An einem anderen hundert, um mich auszudrücken. Und an wieder einem anderen tausend Sätze, um dasselbe zu beschreiben. Und es ist die Frage, ob sich bei Ihnen dabei. Ob sich bei Ihnen überhaupt irgendetwas. Bewegen muss. Im Übrigen hab ich Paranoia davor, meine Zahnpasta zu vergessen, wenn ich auf Reisen gehe.

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Dass die Bäume langsam sind

Thailändische Miniaturen

Cover_Dass die Bäume langsam sind, wissen wir

Cover ©Studio MUELLER-DIVJAK

“We find answers to our questions, when we are calm.” (Montien Boonma)

Was sich in Dass die Bäume langsam sind, wissen wir einschreibt, sind südostasiatische Atmosphären: Beobachtungen von Mikrofauna und royalen Zeremonien, ein Arbeitstrupp, der in der Mittagshitze Pflastersteine klopft, das Bild eines Drachens am Asphalt; Betrachtungen zu Alltag, Kunst und Metaphysik. Entstanden über einen Zeitraum von sieben Jahren erzählen die lyrischen Miniaturen von Künstlern und Künstlerinnen, Mönchen, alten Menschen und jungen, vom Leben in der Stadt, auf dem Land, an Orten des Tourismus und abseits davon. Aus wechselnden Perspektiven betrachtet scheint alles mit allem verbunden, die Dinge belebt – sie blicken auf den Menschen. Der Autor ist Skribent, Dolmetscher, Sekretär im Sinne von Francis Ponge. In knappen Worten hält er fest, was er mit offenen Sinnen sieht, hört, riecht und spürt. — mehr —